«Sprachspiegel»-Buchtipp, Feb. 2018

Guter Rat zur Frage, ob Sie Miezen siezen müssen

Susanne Schötz: Die geheime Sprache der Katzen. Ecowin, Salzburg/München 2017. 256 Seiten, ca Fr. 23.–

Wenn vom schwarzen Buchumschlag mit dem verlockenden Titel zwei gelbe Katzenaugen stechen, dann freuen sich Katzenfans. Zu ihnen zählt sich die Autorin Susanne Schötz selber, als «kattatant» in ihrer schwedischen Muttersprache. Eine Katzennärrin mag hoffen, die Geheimsprache mit diesem Buch lernen zu können. Wer die Passion nicht teilt, wird sich wohl eher skeptisch fragen, ob die Phonetik-Professorin Schötz wirklich «den Katzencode knackt», und das obendrein «zum ersten Mal», wie es der Klappentext verheisst. Der Umschlag entspricht indessen weniger dem Buch als dem Verlag, der zum tierisch-energischen Salzburger «Red Bull Media House» gehört.

Schötz, an der Universität Lund mit menschlichen Lauten befasst, geht der Phonetik in ihrem vielkätzigen Haushalt ebenfalls mit wissenschaftlicher Akribie nach – und bemüht sich erfolgreich, für menschliche und tierische Laien verständlich zu bleiben. Was sie beschreibt, sind akustische, situationsbedingte Formen der Kommunikation, nebenbei auch gestische und geruchliche. Schon auf Seite 9 (von 256) enttäuscht sie die Hoffnung auf ein « ‹Kätzisch›-Wörterbuch»: die Sprache der Katzen bleibe «in diesem Sinne geheim».

Der Ton macht die Katzenmusik

Was die Autorin auch ohne Wörterbuch aus den vielfältigen Katzenlauten herausliest, bleibt erstaunlich und steht unter Kapiteltiteln wie «Brrrrh, wie schön dich zu sehen!» (samt Kommafehler). Derlei «Übersetzungen» darf man eben nicht wörtlich nehmen, denn Katzen «verfügen nicht über ganze Wörter, geschweige denn Sätze, ­haben also auch keine Grammatik». Sie können aber ihre Verlautbarungen dem Gegenüber anpassen und auf mensch­liche Äusserungen reagieren – wobei es ebenfalls auf Ton und Situation ankommt, kaum auf Wörter. Die Melodik steht denn auch im Zentrum der weiteren Forschung. Diese lässt sich auf Englisch und mit kätzischen Tonbeispielen auf der Website Meowsic.info verfolgen; der Name wäre mit «Miausik» zu übersetzen.

Für den Umgang mit Katzen gibt Schötz viele nützliche Tipps; das Buch ist auch mit Tabellen und Glossar gut für den praktischen Gebrauch eingerichtet. Die Schwedin hat es   – mutig und mit Hilfe – auf Deutsch geschrieben, was ihr klar und flüssig gelungen ist. Der Verlag aber hat viele Tippfehler durchgelassen.

Daniel Goldstein

(gekürzt aus: «Der Bund», 1. 12. 2017)